Diese Frage wird oft unter der Prämisse gestellt, dass es Folgen bzw. Nachteile für die Welt hätte und es nicht möglich wäre, dass die ganze Welt sich umstellt. Daraus wird dann geschlussfolgert, dass man es auch gleich lassen kann, weil wenige Menschen ja sowieso nichts verändern könnten.
Doch stellt man sich diese Frage nicht aus dem Blickwinkel, um die eigene Ernährung zu rechtfertigen, sondern aus wissenschaftlicher Sicht, wird schnell klar, dass diese Veränderung Vorteile hätte und jede Veränderung einen Input hat und einen Schritt in eine gewaltfreiere Welt geht.
In erster Linie kann niemand sagen, was wäre, wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden. Allerdings können Berechnungen und Theorien sowie bereits durchlaufene Studien dabei helfen, ein mögliches Bild, wie es sein könnte, zu kreieren. Abgesehen davon, dass fiktive Szenarien leider immer von der Realität und damit von dem gegenwärtigen Konsum ablenken und sehr unrealistisch sind, würde solch eine Veränderung natürlich nicht über Nacht passieren. Aber darum geht es auch gar nicht. Denn Veränderungen geschehen stetig, müssen wachsen und sich der aktuellen Lage anpassen.
Ohne Frage wäre es das Beste, was passieren könnte, wenn der sekündliche Mord an Tieren sofort gestoppt werden könnte. Doch das geht leider nicht. Was würde sich auf lange Sicht verändern? Wie könnte die Ausbeutung verringert werden? Welche Lösungen sind praktikabel?
Gesundheitliche Vorteile
Aus gesundheitlicher Sicht würde sich als Erstes das Übergewicht der Menschen drastisch reduzieren, wenn sich alle Menschen pflanzlich ernähren würden.
Die Zivilisationskrankheiten würden stark zurückgehen und die größte Todesursache würde schwinden.
Durch den Wegfall der Antibiotikaverwendung in der Tierzucht wäre mehr Antibiotika in der Humanmedizin übrig und viel wichtiger noch: Es würden keine Antibiotikaresistenzen mehr durch den Fleischkonsum entstehen.
Die Lebenserwartung der Menschen könnte durch eine ausgewogene pflanzliche Ernährung steigen.
Da keine Tiere mehr gegessen werden würden, würden sich auch keine Keime auf den Menschen übertragen. Es würden keine Pandemien in derartigem Ausmaß entstehen.
Mit dem Tierfutter, das wegfallen würde, und dem Platz, der frei wäre, wäre eine Kapazität frei, um 10 Milliarden Menschen zu ernähren. Jeder Mensch könnte schon jetzt mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden, keiner müsste mehr an Hunger leiden.
Ein riesiger Einflussfaktor wäre somit, dass der Hunger in der Welt so am effektivsten verringert oder gestoppt werden könnte.
Ökologische Vorteile
Aus ökologischer Sicht würde ein Kreislauf durchbrochen werden, der auf den Klimawandel den größten Einfluss hat.
Angefangen damit, dass durch die wegfallende Zucht die enorme Grundwasserverschmutzung, die Schlachtabfälle und der Methanausstoß wegfallen würden, kommt hinzu, dass dadurch der Wasserverbrauch, der für die Bewässerung des Tierfutters, die Flüssigkeitsaufnahme der Tiere, die Reinigungen und die Produktion und Verarbeitung wegfallen würde und mehr sauberes Trinkwasser produziert werden könnte.
Es würde eine Fläche frei werden, die unvorstellbar ist. Die Fläche, die wegfallen würde, auf der momentan Tierfutter angebaut wird, beträgt ⅓ der weltweiten Ackerfläche.
Der größte Einflussfaktor der Regenwaldzerstörung wäre so beendet. Die Sojaproduktion in den Amazonas wäre lahmgelegt. Dort und auf vielen anderen Flächen könnte wieder Wald wachsen, der für unser Ökosystem so wichtig ist.
Die Waldflächen könnten CO2 aus der Atmosphäre ziehen und somit die Emissionen verringern.
Ohne die Zucht, das Futter der Tiere, den Wasserverbrauch, den Methanausstoß, die verseuchte Gülle, den Abfall der Schlachtkörper, die Flächen der Haltung, die Abholzung des Regenwaldes und die Veredelungsprozesse der tierischen Produkte könnten die weltweiten Treibhausgasemissionen um ein Viertel gesenkt werden! Auf die Treibhausgasemissionen bezogen, die mit der Ernährung in Verbindung stehen, wären das sogar 66%.
Die verschwenderische Produktion, in der nur ein Bruchteil der Kalorien aus der Tierhaltung bezogen wird, aber das Vielfache in die Tiere hineingesteckt wird, würde aufhören. Es könnten Grundnahrungsmittel für alle Menschen angebaut werden. Die Soja-, Mais- und Getreidefelder könnten den Menschen dienen.
Der Ressourcenverbrauch wäre dabei allerdings deutlich geringer. Anstatt das Tierfutter mit Tonnen von Supplementen anzureichern, könnten die Böden mit essenziellen Nährstoffen angereichert werden. Auch könnten die Pflanzen mit Nährstoffen angereichert werden.
Die Landschädigungen und die Biodiversität würde sich erholen. Bestände würden zurückkommen. Ohne die Überdüngung könnten die Böden sich erholen und das Grundwasser wäre reiner. Auch die Bodenerosionen würden zurückgehen.
Das Auftreten von Umweltkatastrophen würde deutlich seltener vorkommen.
Dünger muss nicht tierisch sein, der künstliche Dünger, der jetzt schon eingesetzt wird, könnte ausreichen, wenn nicht so viel Tierfutter produziert werden würde. Auch Biodünger oder Gründüngung könnten eingesetzt werden, die deutlich umweltfreundlicher wären.
Die Anreicherung von Lebensmittel würde schneller vorangehen, Bakterienkulturen, Algen und andere Lebensmittel könnten mit Selen, B12 oder anderen Mineralstoffen zugesetzt werden, sodass die ganze Weltbevölkerung mit wichtigen Nährstoffen versorgt ist und keine Mangelzustände entstehen.
So könnten alle Menschen, auch ohne Supplemente, leichter an Nährstoffe kommen. Die Felder vor ihren Haustüren wären nun für ihre eigene Versorgung da.
Es ist absurd, dass wir ganze Tiere heranzüchten mit so viel Kalorien, Platz, Wasser und Co2-Ausstoß, und dann nur wenige Teile des Tieres essen. Das ist alles andere als ökologisch oder sinnvoll.
Hinzu kommt die Verschmutzung der Meere, die toten Gebiete in den Meeren, in denen kein Leben mehr stattfindet. Das Artensterben in den Meeren, aber auch auf dem Land würde aufhören. Tiere müssen fliehen, weil Flächen für Tierfutter oder die Zucht benötigt werden. Tiere werden umgebracht, weil sie sonst die Züchtung an diesen Orten beeinflussen würden. All das wäre Geschichte.
Ethische Vorteile
Aus ethischer Sicht würde die Beendung der Zucht die Freiheit für die Tiere bedeuten. Sie wären nicht länger wertlose, bepreiste Gegenstände oder Dinge. Sie würden als Lebewesen wahrgenommen werden, die ein Recht auf Leben haben. Ihre Sklaverei wäre vorbei. Sie könnten ihren natürlichen Lebensraum zurückbekommen, die Arten sich erholen und sich ein Gleichgewicht einpendeln.
In Bezug dazu wird oft gefragt: Aber wohin mit den ganzen Tieren?
Es würde sich ein natürliches Gleichgewicht einpendeln, da viel weniger Tiere gezüchtet werden müssten. Die Menge an Tieren, die momentan hochgezüchtet wird, würde mit sinkender Nachfrage automatisch zurückgehen. Tiere würden wieder in einem normalen Geburtentempo ihre Kinder gebären und diese auch großziehen können. Man muss keine Angst haben, dass diese vielen Tieren uns überrennen, da dieser Prozess Jahrzehnte dauern wird und Tiere in ihrem natürlichem Lebensraum, sofern man sie in Ruhe lässt, den Menschen überhaupt nicht tangieren. Die Nachfrage würde langsam sinken, die Produktion würde zurückgehen. Bestände könnten sich erholen und natürliche Selektion würde eintreten.
Auch Gnaden- oder Lebenshöfe könnten Orte sein, an denen sich um die Tiere gekümmert werden würde.
Es könnten anstatt Zoos, Zirkussen oder Aquarien große Landflächen, auf denen vorher Futter angebaut wurde oder die Tiere eingesperrt waren, zu einem neuen Lebensraum werden.
Der Platz, den die Tiere hatten, bevor die Menschen die Macht über die Welt an sich gerissen haben, könnte den Tieren in Teilen zurückgegeben werden, sodass ein Zusammenleben möglich ist. Dem ewigen Kreislauf aus Produktion und Vernichtung wäre damit ein Ende gesetzt. Tiere bekämen ihr Recht auf Leben, so wie es jedes Lebewesen auf dieser Welt verdient hat.
Uns unterscheidet kein Merkmal so derart von Tieren, dass wir uns das Recht nehmen sollten, uns über sie zu stellen. Wieso denn auch? Was macht uns denn so viel besser? Nur weil sie keine Stimme haben bzw. keine, die wir verstehen, und sich nicht wehren können, heißt das nicht, dass diese Unterdrückung und Ausbeutung ausgeübt werden sollte. Nur weil wir die Gewalt besitzen, heißt das nicht, dass diese richtig ist auszuführen. Gerade wenn wir uns als so intelligent ansehen, sollten wir diese Intelligenz doch für Gerechtigkeit und ein moralisches Verständnis einsetzen, an das wir uns sonst halten, aber bei Tieren ignorieren.
Wir sind, bezogen auf das große Ganze, so klein. Wir haben so wenig Bedeutung. Wieso denken wir, dass unsere Spezies etwas Besseres ist? Weil wir zwei Beine haben?
Wir sollten uns darauf besinnen, wo wir herkommen. Wir sollten uns in die Gedanken rufen, dass Tiere, wie wir, fühlende, denkende Lebewesen mit Mutterinstinkten, Familien, Empfindung von Schmerz, Treue, Liebe und Loyalität sind. Nur weil wir uns weiterentwickelt haben, heißt das doch nicht, dass uns alles gehört.
Wir müssen unseren Artgenossen ihren natürlichen Lebensraum zurückgeben und aufhören so zu tun, als seien sie nichts wert oder besäßen keine Rechte. Denn das macht uns in unserem Moralverständnis schwach und feige.
Wir sollten uns vorstellen, wie es wäre, wenn irgendeine Spezies uns unsere Rechte nimmt und uns einsperrt, ausbeutet, unseren Kindern entraubt, tötet und isst.
Als wäre das nicht genug, kommt hinzu, dass viele Tiere uns in der Natur ohne Probleme besiegen könnten. Sie sind schneller, haben Zähne, mit denen sie uns reißen können, sind stärker und größer als wir. Ist es nicht etwas lächerlich, dass wir uns nur mit Betäubungsverfahren, Waffen, Messern und anderen Gegenständen gegen viele Tiere wehren könnten?
Alles schön und gut, aber was ist mit den ganzen Arbeitsplätzen, die an der Landwirtschaft hängen?
Ohne Frage, es hängen viele Arbeitsplätze an der Landwirtschaft. Allerdings würde eine vegane Welt Jahrzehnte dauern und neue Lösungen und neue Arbeitsplätze könnten sich überlegt werden. Vor 50 Jahren gab es auch noch keine Massentierhaltung und die damit verbundenen Arbeitsplätze waren nicht vorhanden. Genauso ist es mit den meisten Jobs heutzutage. Viele Berufe waren vor 10 Jahren noch unvorstellbar. Jede Innovation und jeder Wandel bringt neue Lösungen und Berufe mit sich.
Abgesehen davon sind die Arbeitsbedingungen in den Zuchtbetrieben und Schlachthäusern unterbezahlt, gesundheitsgefährdend und psychisch sehr belastend. Diese Arbeitsplätze können nicht gerechtfertigt werden, wenn sie für eine moralisch nicht vertretbare Sache stehen.
Bauern könnten auf eine biologische Landwirtschaft umsteigen, Pflanzenmilch produzieren, Gnadenhöfe eröffnen oder Naturschutz betreiben. Es würde viele Möglichkeiten geben, wenn man sich darauf einlässt. Die Milliarden Euro, die in die Tierindustrie gesteckt werden, könnten neue Projekte fördern, Bauern bei der Umstellung helfen und Arbeitsplätze schaffen.
Des Weiteren würden Arbeitsplätze gebraucht werden für die Produktion von mehr pflanzlichen Lebensmitteln. Auch müsste weiterhin viel Forschung in die Produktion der Anreicherung von Lebensmitteln gesteckt werden. Ein entscheidender Bereich ist die Herstellung von Clean Meat. Fleisch aus Stammzellen herzustellen, für das kein Tier mehr sterben muss, wird jetzt schon produziert. Da die Nachfrage nach solchen Produkten weiter steigen wird, werden dort in der Produktion, Entwicklung, dem Transport und vielen weiteren Bereichen Arbeitsplätze benötigt. Auch andere Ersatzprodukte nehmen zu und der Markt für Arbeitsplätze steigt.
Projekte wie der Wiederaufbau vom Regenwald, der Aufbau von Lebensräumen für Tiere oder die Optimierung von Supplementen könnten Bereiche sein, in denen neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Die Arbeit auf Gnadenhöfen, ein effizienterer Anbau von Lebensmitteln, die Pflege von Tieren oder Ernährungsschulungen wären weitere Bereiche, die sich vergrößern würden.
Die Ideen sind da, man müsste sich nur darauf einlassen und aus der Komfortzone treten.
Eine Gesellschaft, in der kein gewaltvolles System die tägliche Nahrung bestimmt, wieder mehr Empathie gelernt wird, jede*r die Wahrheit weiß und kein Lügensystem aufrechterhalten werden muss, ist weitaus menschlicher aus der jetzige Zustand. Eine Welt, in der unser Moralverständnis nicht bei den Tieren aufhört, keine irreführende Werbung gezeigt wird, den Kindern nicht verheimlicht werden muss, was sie auf dem Teller haben und wir unsere Artgenossen respektieren, würde nicht nur befreiend sein, sondern auch eine andere Art von Gerechtigkeit entstehen lassen. Es könnte dazu führen, dass wir nicht nur die Tiere, sondern auch endlich alle Menschen gleich sehen und eine Normalität entsteht, in der sich gegenseitig mehr geschätzt wird. Wir würden verstehen, dass uns die Welt nicht alleine gehört, sie weitaus vielfältiger ist, als wir glauben, und könnten von den Tieren lernen. Vielleicht würde unser endloser Egoismus und Größenwahn beendet werden. Wir würden uns als sterbliche ErdbewohnerInnen, wie jedes andere Lebewesen auch, sehen und uns nicht mehr mit grausamen Praktiken über diese stellen, denn eigentlich haben wir alle einen Ursprung, eine Welt, ein Leben und sitzen im selben Boot.
Fazit
Eine vegane Welt hätte ein enormes Potenzial, die Umwelt zu retten, die Sterblichkeit zu erhöhen, den Hunger in der Welt aufzuheben, Tieren ihren Lebensraum zurückzugeben, Tiere vor dem weiteren Aussterben zu schützen, wieder mehr im Einklang mit der Welt zu sein, dass weniger Umweltkatastrophen entstehen, ernährungsbedingte Krankheiten drastisch sinken und ein einheitliches Moralverständnis entsteht, in dem es weniger Gewalt gäbe.
Es bringt jeder Tag etwas. Es würde schon einen riesigen Beitrag leisten, wenn sich jeder an die Empfehlungen des Konsums von tierischen Produkten halten würde und sich seinen/ihren Verbrauch bewusst macht.
Zukünftig werden Innovationen und Forschungen dazu beitragen, dass Produkte angereichert werden, tierische Produkte ohne langfristiges Leid produziert werden können und die Böden, anstatt dem Tierfutter, angereichert werden. Unsere Ernährungsform ist nichts Persönliches mehr. Es betrifft jeden, was wir die nächsten Jahre essen und verschwenden. Wir MÜSSEN die begrenzten Ressourcen sinnvoller verwenden, damit die nächsten Generationen überleben können.
Diese Punkte sollten uns klar machen, dass es absurd ist, an dem gegenwärtigen System festzuhalten. Wir sollten uns den Ist-Zustand ansehen und die jetzige Situation nicht mit unrealistischen fiktiven Szenarien rechtfertigen. Auch wenn von heute auf morgen nicht alle vegan werden könnten, was hindert uns daran, einen Schritt in diese Richtung zu machen?
Die Nachfrage kann durch VerbraucherInnen reduziert werden, das Leid wird mit jedem nicht getöteten Tier verringert, das System muss nicht endlos bestehen.
Jedes nicht gekaufte Tier und dessen Produkt ist ein Schritt in eine gerechtere, gewaltfreiere, nachhaltigere, gesündere und menschlichere Welt.
Literatur
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