Was hat es mit dem Soja auf sich?

Die Sojapflanze gerät immer wieder in die Kritik. Nicht nur bei gesundheitlichen Aspekten, sondern auch in Bezug zu den Folgen für die Umwelt.

Bei Gesprächen über mögliche Alternativen zu tierischen Endprodukten wird zu Sojaprodukten das Argument genannt, dass für den Anbau dieser Produkte der Regenwald leiden muss. Es werden mehrere Krankheiten in Verbindung mit Soja gebracht und die Frage der Gentechnik führt immer wieder zu Verunsicherung.

Aus diesen Gründen steht die Sojapflanze seit langem in Verruf. Doch ist die Kritik berechtigt? Was steckt wirklich dahinter?

Umwelt

In den letzten Jahren wurde der Sojaanbau um das 10-fache erhöht. Das sind 130 Millionen Hektar Anbaufläche. Diese Ausdehnung liegt allerdings nicht daran, dass der Konsum von Sojamilch und Co. gestiegen ist, sondern die Fleischindustrie die Verfütterung von Soja drastisch erhöht hat. Die EU ist eine der größten Abnehmer von importiertem Soja, dass fast vollständig zu Futtersoja in die Futtermittelindustrie verbraucht wird. Das Soja, dass dabei eingeliefert wird, kommt zu großen Teilen aus Brasilien.

Für die Massentierhaltung werden im Regenwäldern Flächen gerodet und Monokulturen an Soja angebaut. Monokulturen bedeuten auch, dass auf diesen Flächen keine anderen Pflanzen mehr angebaut werden und der Platz für die Selbstversorgung der Menschen vor Ort immer geringer wird.

Schließlich werden 98% der weltweiten Sojaflächen für Tierfutter verwendet. Dafür wird jede Sekunde ein Fußballfeld gerodet. Für 1 kg Fleisch müssen 30 Quadratmeter Fläche Regenwald zerstört werden. Für den jährlichen durchschnittlichen Konsum von Fleisch müssen pro Person 50 kg Soja in die Tiere „eingesetzt“ werden. Somit wird vielen Tierarten der Lebensraum entzogen und die Wälder gehen verloren.

Schon lange werden für Sojaprodukte, die für den menschlichen Verzehr sind, Sojapflanzen in Europa angebaut. Um schließlich der Umweltzerstörung entgegenzuwirken, müsste man nicht auf die Sojaprodukte, die zum Verzehr verkauft werden, verzichten, sondern eher auf jene, die über tierische Produkte verbraucht werden. 

Gentechnik

Die Sojafelder in Südamerika werden mit Pflanzenschutzmitteln bearbeitet. Dafür ist der Einsatz von Glyphosat notwendig. Die Sojapflanzen sind genetisch verändert, sodass sie schneller wachsen und resistent gegen Glyphosat sind. Somit wird alles andere auf diesen Feldern vernichtet.

Dadurch erhalten Tiere diese gentechnisch veränderten Sojapflanzen als Futter. Der Einsatz von gentechnisch verändertem Soja ist in der EU nicht erlaubt, allerdings der Import von gentechnisch verändertem Futtermitteln, im großen Stil, schon. Dieses gentechnisch veränderte Soja aus dem Regenwald gelangt somit auf die Teller der Menschen, bei dem Verzehr aller tierischen Produkte und daraus hergestellten Lebensmitteln.

Der Einsatz ist auch für die MitarbeiterInnen vor Ort schädlich, da das Pflanzenschutzmittel mit Atemwegserkrankungen, Krebsfällen, neurologischen Schäden und der Missbildung von Neugeborenen in Zusammenhang gebracht wird. Jährlich sterben tausende Menschen aufgrund der Glyphosat-Vergiftungen.

Sojaprodukte, die es zu kaufen gibt, also Sojamilch, Tofu, Tempeh, Sojajoghurt etc., sind von der Gentechnik gar nicht betroffen und meistens aus nachhaltigem Anbau. Sie werden ausschließlich in Europa hergestellt und haben daher keine Verbindung zum Regenwald. Hier ist auf die Hersteller zu achten, die jedoch in der EU hochwertiges Bio-Soja einsetzen, das gar nicht gentechnisch verändert sein darf und im Gegensatz zu tierischen Produkten gekennzeichnet werden müsste.

Vielmehr sollte uns zu bedenken geben, welche künstlichen Eingriffe vorgenommen werden, damit Fleisch (verwesende Körperteile des Tieres) nach mehreren Tagen so farbig aussieht, wie wir es im Laden kaufen können, die Milch weiß aussieht und uns schmeckt, und wieso Tiere so schnell wachsen können. Auch die genannten Glyphosat-Rückstände in tierischen Produkten sollten uns unsicher machen.

Bei Soja sind in der EU Rückstände in Höhe von 0,05 Milligramm pro kg erlaubt. In Brasilien, wo das Tierfutter herkommt, sind es 10 Milligramm pro kg, also 200 Mal mehr.

Krankheiten

In Bezug auf Östrogen ist Soja in die Kritik geraten, es könne den Hormonhaushalt auf vergleichbarer Weise wie das Hormon Östrogen beeinflussen. Doch die dafür verantwortlichen Isoflavone haben nur einen Einfluss, wenn eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt. In diesem speziellen Fall muss aber auch auf den Verzehr anderer Lebensmittel geachtet werden und Sojaprodukte können in Kombination mit den Medikamenten (synthetische Schilddrüsenhormone) ohne Sorge verzehrt werden. Das Risiko für Schilddrüsenkrebs ist bei dem Verzehr von Soja sogar um mehr als die Hälfte vermindert.

Die oft genannte Gefahr, dass Männer eine Verweiblichung erleben bei dem Verzehr von Soja, ist offenbar ein hartnäckiger Mythos, dem absolut keinen Glauben geschenkt werden darf und der schlichtweg falsch ist. Die Phytoöstrogene des Sojas haben keine Wirkung auf den menschlichen Körper. Eher sollte sich darüber Gedanken gemacht werden, dass die Wachstumsfaktoren der Kuhmilch solche Ängste bestätigen könnten und über Fleisch tierische Hormone aufgenommen werden, die deutlich größere Auswirkungen haben können als die einer Pflanze.

Gesundheit

Die Sojabohne enthält 40 g Protein pro 100 g, Sojamehl sogar genauso viel, Tofu oder Tempeh enthalten im Durchschnitt pro 100 g 15-20 g Protein. Soja besitzt alle essentiellen Aminosäuren, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, sekundäre Pflanzenstoffe, Folsäure, Zink, Eisen und Selen.

Der häufige Verzehr von Soja kann bei Männern vor Prostatakrebs schützen.

Bei Frauen wurde herausgefunden, dass die Beschwerden in den Wechseljahren deutlich geringer ausfallen, wenn Soja verzehrt wird. Es ist nachgewiesen, dass die Phytoöstrogene in der Sojabohne einen effektiven Schutz gegen Brustkrebs haben.

Außerdem kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermindert werden, da Soja cholesterinfrei ist.

Datengrundlage

Generell ist der Verzehr von Sojaprodukten als unbedenklich zu sehen. Der Konsum hat trotz aller Kritik eher positive als negative gesundheitliche Auswirkungen auf unseren Körper.

Die vielen Bedenken und Mythen, die über Soja herrschen, beruhen meistens auf einer einzigen Studie, bei denen Kausalitäten mit Korrelationen gleichgesetzt und nicht alle Daten miteinbezogen oder falsch gewertet werden. Dabei wird sich oft auf Zellkulturstudien bezogen, die mit der Humandatenlage nicht verglichen werden können. Es handelt sich dabei außerdem um Auswirkungen, die erst eintreten, wenn eine fast unmöglich zu erreichende Menge an Soja verzehrt wird. In diesen Studien wurden außerdem isolierte Isoflavone des Sojas zugeführt, die wir als Menschen niemals verzehren würden und eine völlig andere Zusammensetzung und anderen Mengengehalt als die Sojabohne besitzen.

Da wir uns jedoch nicht ausschließlich von Soja ernähren und der Verzehr von 300-500 g Sojaprodukten sogar als gesundheitsförderlich gilt, sind solche Kritiken eindeutig zurückzuweisen. Keine einzige Krebs- oder Ernährungsgesellschaft rät von dem Konsum von Sojaprodukten ab.

Fazit

Dennoch sollten wir darauf achten, woher unsere Sojaprodukte kommen. Naturbelassene Sojaprodukte wie Sojamilch, Tofu, Sojajoghurt und Ähnliches sind proteinreiche Lieferanten, die zu Unrecht in der Kritik stehen. Wie bei jedem Kauf und allen anderen Lebensmitteln, sollte man stark verarbeitete Produkte reduzieren und lediglich den Verzehr von Sojaproteinisolaten oder Sojagranulat einschränken.

Wichtiger ist jedoch, dass uns klar werden sollte, aus welchen Gründen der Sojaanbau schädlich für die Umwelt ist. Die Massentierhaltung und damit verbunden der Fleischverzehr sind die einflussreichsten Stellschrauben, die verändert werden sollten.

Um es noch einmal klar zu verdeutlichen:

Sojaprodukte, die wir hierzulande kaufen, haben keinerlei Einfluss auf den Regenwald, sind nicht genverändert oder machen krank.

Mit der Aufnahme von tierischen Produkten wird jedoch die Entwaldung unterstützt, die Zerstörung des Regenwaldes gefördert, gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe aufgenommen und der eigenen Gesundheit in vielerlei Hinsicht geschadet.

Der Sojaanbau könnte somit nur reduziert werden, wenn die Massentierhaltung zurückgehen würde.

Die Produkte und Zubereitungsarten mit Soja haben mittlerweile ein großes Spektrum erreicht. Diese besitzen eine geschmackliche Vielfalt, die nicht mehr mit dem gefürchteten weißen, ungewürzten Block Tofu, der keinen Geschmack hat, in Verbindung gebracht werden können. Wir sollten schließlich keine Angst vor einer Bohne haben, die in eine pflanzliche Ernährung sehr gut eingebunden werden kann (aber natürlich nicht zwingend muss). Probier dich durch und überzeugte dich selbst. 

Hier sind einige Marken, die ihre Sojaprodukte in Bioqualität, regional und ohne Gentechnik herstellen:

Taifun

Lord of Tofu

Alnatura

Sojafarm

Berief

Tofu Life (Rewe-Bio)

Vantastic Foods

Dm Bio

Provamel

Alpro

Alberts/purvegan

Dennree

Rapunzel

Tofu Town

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